Augmented Reality- wenn reale und virtuelle Welt verschmelzen

Rund 100 Gäste ließen sich durch die visuell und inhaltlich beeindruckenden Präsentationen der Online- und Marketing-Experten Kai Thomas und Sven Visscher von der nahen Zukunft im Marketing überzeugen. Die Veranstaltung „Ich zeig Dir was, was Du nicht siehst – Die Zukunft des Marketing mit Augmented Reality“ im Rahmen der Mediatage Nord wurde gemeinsam von der IHK Schleswig-Holstein mit dem Clustermanagement Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein (DiWiSH) organisiert. Eine ganz alltägliche Bürosituation. Der Drucker meldet „Kein Toner“ und die Kartusche muss ausgetauscht werden. Aber wie? Statt lange nach der Bedienungsanleitung zu suchen, zückt der Mitarbeiter sein Smartphone und richtet es auf den Drucker. Im Display wird das reale Bild mit virtuellen Informationen angezeigt. Durch einen RFID-Chip im Drucker erkennt das Telefon das Problem und gibt Schritt für Schritt Anleitung. Öffnet der Nutzer die Klappe am Drucker, dann öffnet sie sich auch auf dem Bildschirm, aber Pfeile markieren die nächsten Schritte. Schnell ist die Patrone gewechselt. Zukunftsmusik? Neue Technologie für das Marketing Nein, das ist schon heute ganz real. Augmented Reality (AR) heißt diese Technologie, die die reale Welt in Echtzeit um lagegerecht eingebundene Informationen erweitert. Die Abstandslinie, die beim Freistoß der Fußballübertragung ins Fernsehbild eingeblendet wird, ist auch ein Beispiel dafür. Beispiel AR-Kampagnen „Heute ist aber schon viel mehr möglich“, sagte Kai Thomas, Geschäftsführer der Kreativagentur Thomas aus Günzburg. „Jede Information ist schon heute in die Realität integrierbar“, machte Thomas deutlich. Seine Beispiele reichten von der normalen Zeitungsanzeige, die sich durch das Handy betrachtet zu einem Film entwickelt, in den man interaktiv eingreifen kann, bis hin zu einem Prospekt eines Autoherstellers, der nicht nur das Bild eines Motorblocks zeigt, sondern dieser durch die Handykamera dreidimensional erlebbar wird. „Für den Hersteller eines Energy-Drinks haben wir ein Konzept entwickelt, bei dem der Kunde in den Laden geht, Getränkedosen kauft, sie auf einem Platz als Parcours aufstellt und filmt“, berichtete er. Aus diesen Informationen errechnet sich dann eine Rennstrecke, die man auf dem Mobiltelefon befahren konnte. „Diese Kampagne hat dem Hersteller acht Prozent mehr Umsatz gebracht.“ Werbung mit Wow-Effekt Laut dem Marktforschungsinstitut Gartner sei AR eine der bahnbrechendsten Technologien der Jahre 2009 bis 2013. Für Thomas, der sich seit sechs Jahren mit dieser Technologie beschäftigt, kein Wunder. „AR wird die Welt verändern, so wie es das Internet getan hat“, ist er überzeugt. Sinnvoll sei AR, weil sich individuelle und relevante Informationen mit einem Wow-Effekt darstellen ließen. „Das unterstützt bei Verkaufsprozessen, ist sehr gut evaluierbar und hat eine große Medienkonvergenz.“ Durchbruch von AR mit Smartphones und Tablet-PCs Betrachte man den AR-Markt, dann wachse dieser derzeit exponentiell. „Wurden 2008 auf dem europäischen Markt noch sechs Millionen Euro umgesetzt, so sollen es 2014 – selbst bei konservativer Betrachtung – schon 360 Millionen Euro sein.“ Den Durchbruch habe es durch die Verbreitung von leitungsstarken Smartphones und Tablets gegeben. Was vorher nur am PC möglich war, findet so heute den Weg in die Hosentasche und kann von jedem überall und unkompliziert genutzt werden. Das Smartphone habe heute in der Nutzung von Internet und Video mit dem PC gleichgezogen, ihn teilweise sogar überholt. Graubereich des Datenschutzes Thomas Blick nach vorn geht noch viel weiter. „Ich glaube, dass wir 2014 ganze Städte scannen können.“ Im Modell klappt das schon und so verbindet sich die Realität mit virtuellen Werbetafeln, Verkehrsinformationen und vielem mehr. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, könnte man glauben, zwei nennt Thomas dann aber doch. Zum einen bewege sich AR im Graubereich des Datenschutzes, wo zwar nicht viel verboten, aber auch nicht viel erlaubt sei, zum anderen sei die Technik auf gute und schnelle Mobilnetze angewiesen: „Ohne oder mit nur schlechtem Empfang funktioniert auch AR nicht.“ AR als Strategie zur Bewerbung der Mobile-App Sven Visscher, Leiter der Abteilung Mobile des Hamburger Unternehmens immonet GmbH, einer 100-prozentigen Tochter von Axel Springer, die gewerblichen und privaten Kunden eine reichweitenstarke crossmediale Immobilienvermarktung aus einer Hand – über Internet und Zeitung sowie andere digitale Kanäle – bietet, zeigte einen ganz anderen Nutzen der AR-Technologie auf: AR als Marketingstrategie, um vor allem die mobile App des Unternehmens bekannter zu machen. „Innovation ist der Treiber der Bekanntheit“, erklärte er. Nutzer der App können die Kamera ihres Smartphones auf die Häuser vor ihnen richten, und bekommen angezeigt, wo welche Wohnung frei ist und zu welchen Konditionen. Durch die Integration von AR bei der Suche nach Immobilien seien auch Presse und Internetblogs auf die App aufmerksam geworden. Technische Spielerei, die begeistert „Durch die vielen Berichte wurde unsere App bekannt und viele Menschen haben sie ausprobiert“, sagte Visscher. Allein auf dem IPhone sei sie bislang rund 320.000 Mal installiert worden. Der Hauptgrund dafür sei wohl die technische Spielerei, die vielen Spaß mache, denn ein echter Nutzen dieses Features der App sei eigentlich nicht vorhanden. Das belegen auch die Zahlen: „An den Seitenzugriffen der immonet-IPhone-App, die insgesamt im vergangenen Monat im unteren zweistelligen Millionen-Bereich lagen, hatte AR nur einen Anteil von rund 1,5 Promille, dafür ist die Besuchszeit auf diesen Seiten aber höher gewesen.“ Die Entwicklungskosten seien mit rund 35.000 Euro gemessen am Erfolg aber gering gewesen.

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