Rückblick: Nachfolge ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Vorbereitung
Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben eines Unternehmers/einer Unternehmerin und doch sprechen viele viel zu spät darüber: die Nachfolge.
Bei unserer kürzlichen Gemeinschaftsveranstaltung mit der IHK im Haus der Wirtschaft zeigte sich, warum dieser Moment nicht verdrängt werden sollte. Vier Referenten offenbarten: Erfolgreiche Übergaben entstehen nicht durch Zufall, sondern durch durchdachte Vorbereitung.
Die Komplexität von M&A-Prozessen
Den Anfang machte Dirk Wieland von collana IT mit einer differenzierten Übersicht über M&A-Prozesse. Sein Fazit: Der Weg vom ersten Gedanken bis zum Closing ist komplexer als viele Unternehmerinnen und Unternehmer zu Beginn vermuten. Besonders hervorgehoben hat Wieland die Notwendigkeit, flexibel bei der Suche nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern zu sein. Klassische Pfade reichen oft nicht aus – es gilt, sowohl intern als auch extern offen und kreativ nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen.
Lernprozesse ernst nehmen
Roman Seidler von movePLM brachte eine erfrischend ehrliche Perspektive in die Diskussion. Er teilte offen seine eigenen Nachfolgegeschichte mit dem Publikum und offenbarte dabei auch die Fehler, die er heute anders angehen würde. Seine zentrale Botschaft: Fehler sind Teil des Prozesses. Entscheidend ist, sie zu erkennen, zu akzeptieren und die daraus gezogenen Lernschritte konsequent umzusetzen. Diese Offenheit zeigte, dass auch bei großen Übergaben nicht alles reibungslos läuft – und das ist völlig in Ordnung.
Strukturen und klare Verantwortlichkeiten
Axel Schulz von Eurocon rückte ein oft unterschätztes Element in den Fokus: die Bedeutung frühzeitiger und strukturierter Nachfolgeplanung. Besonders eindrucksvoll waren seine Hinweise zur Rolle des Gesellschaftskreises als verantwortliches Steuerungsgremium. Hier zeigte sich ein roter Faden der Veranstaltung: Nachfolge ist Managementsache. Schulz' prägnante Aussage fasst es zusammen: „Klare Vereinbarungen und Verträge sind nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts."
Das Erfolgsrezept: Zeit, Struktur und Mut
Alle vier Referenten waren sich einig: Erfolgreiche Nachfolgen entstehen nicht spontan. Sie sind das Ergebnis von:
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Zeitlicher Vorbereitung: Eine Übergabe braucht Jahre, nicht Monate.
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Professionellen Strukturen: Beratung, klare Prozesse und dokumentierte Vereinbarungen sind essentiell.
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Strategischer Offenheit: Traditionelle Familiennachfolgen sind ein Weg von vielen. Interne oder externe Kandidatinnen und Kandidaten verdienen gleiche Aufmerksamkeit.
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Mut zu unbequemen Fragen: Je früher diese gestellt werden, desto besser.
Unterstützung ist da
Die gute Nachricht: Wer sich dieser Herausforderung stellt, ist nicht allein. Die IHK zu Kiel, die WTSH GmbH und wir, die DiWiSH – Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein – unterstützen Unternehmerinnen und Unternehmer mit Beratungsangeboten.
Ein besonderer Hinweis verdient die Unternehmensnachfolge-Initiative Schleswig-Holstein. Das Land hat erkannt, dass die demografischen Veränderungen eine massive Herausforderung darstellen: Bis 2026 stehen jährlich rund 1.300 Unternehmen vor einer altersgerechten Übergabe. Gleichzeitig zeigen Umfragen, dass etwa 60 Prozent der Unternehmen ihre Nachfolge noch nicht vorbereitet haben.
Aus dieser Erkenntnis heraus wurde ein starkes Netzwerk gegründet – ein Zusammenschluss aus Wirtschaftsministerium, Kammern, Förderbanken und Verbänden. Das Ziel ist klar: Das Thema Unternehmensübergabe stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken und zentral passgenaue Unterstützungsangebote bereitstellen.
Die Initiative bietet:
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Umfassende Beratungsangebote für Übergebende und Übernehmende
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Finanzierungs- und Förderangebote, um die Eigenkapitalausstattung zu verbessern
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Ein zentrales Online-Portal (www.unternehmen-nachfolge.sh), auf dem alle wichtigen Informationen, Fördermöglichkeiten und Veranstaltungstermine gebündelt sind
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Beratungsleistungen speziell durch IHK und Handwerkskammern
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Filmporträts von erfolgreichen Nachfolgegeschichten zur Motivation und Inspiration
Ein weiterer Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung von Frauen als Nachfolgerinnen – ein wichtiger Impuls für Diversität und neue Impulse in der Unternehmenslandschaft.
Bildnachweis: IHK zu Kiel.