Intelligente Stromnetze: Neue Wettbewerber aus der IT-Branche

Drei von vier Energieversorgern erwarten, dass die neuen, intelligenten Stromnetze branchenfremde Konkurrenten anlocken werden. Die Verteidigung ihres Marktes gegenüber branchenfremden Unternehmen aus dem In- und Ausland hat daher für die deutschen Versorger Priorität. 43 Prozent wollen kurzfristig Maßnahmen ergreifen, um sich vor neuen Konkurrenten vor allem aus der IT-Branche zu schützen. Das ist das Ergebnis der Studie "Branchenkompass 2010 Energieversorger" von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut. Die Sorgen der Branche sind berechtigt. So bieten neben Energieversorgern beispielsweise bereits die Deutsche Telekom oder Siemens IT Solutions and Services Lösungen für intelligente Stromzähler (Smart Meter) und -netze (Smart Grids) an. Engagement ausländischer IT-Unternehmen Und auch ausländische IT-Unternehmen drängen auf den deutschen Energiemarkt: Cisco engagiert sich seit September vergangenen Jahres in der Bundesrepublik. Das US-Unternehmen hat ein Konsortium aus 25 Firmen gegründet, das standardisierte Lösungen für intelligente Stromnetze entwickelt. Wie attraktiv der Markt ist, zeigt das Beispiel Google. Selbst der Suchmaschinenbetreiber ist inzwischen in den Energiemarkt eingestiegen. Die Tochterfirma Google Energy erhielt im Februar in den USA die offizielle Zulassung als Energiehändler. Eigene Smart Grid aufbauen Die deutschen Versorger wissen, dass sie handeln müssen. Rund vier von zehn befragten kleineren Unternehmen wollen daher kurzfristig bis 2012 Maßnahmen ergreifen, um den Fortschritt beim Aufbau eines Smart Grid im eigenen Unternehmen voranzutreiben oder zumindest nicht den Anschluss zu verlieren. Vor allem kleine, in ländlichen Gebieten aktive Versorger engagieren sich. Sie setzen auf die Chance, verstärkt dezentrale Energiequellen einzuspeisen. Thema E-Mobilität Dieses Thema bewegt auch die Energiekonzerne. Ihnen geht es dabei vor allem darum, große Mengen offshore erzeugter Energie störungsfrei durch das Netz zu leiten. Gleichzeitig widmen sich die großen Versorger der E-Mobilität, also den Elektroautos. Mehr als ein Drittel plant, kurzfristig auf die Fortschritte in diesem Bereich zu reagieren. Bereits im November 2009 eröffneten beispielsweise die RWE und die envia Mitteldeutsche Energie AG in Berlin den ersten E-Mobility-Store in der Bundesrepublik. Die vier führenden Energiekonzerne Deutschlands arbeiten außerdem in Kooperation mit der Autoindustrie selbst an der Entwicklung neuer Fahrzeuge. Fundamentale Änderung durch intelligente Stromnetze Insgesamt erwartet rund jeder zweite Versorger, dass Smart Metering beziehungsweise Smart Grid die Strukturen in der Energiebranche fundamental verändern werden. Zumal das intelligente, steuerungstüchtige Netz mehr ist als eine neue Technologie. Es fordert innovative Entwicklungen im Produktmanagement, im Marketing und im Bereich der Energiedienstleistungen, um sich gegen Wettbewerber aus anderen Branchen zu behaupten. Suche nach der richtigen Strategie "Die Unternehmen sind bereit zum Handeln", sagt Norbert Neumann, Senior Executive Manager bei Steria Mummert Consulting. "Allerdings suchen viele Versorger noch nach der richtigen Strategie für die Zukunft in einer Welt der intelligenten Energie. Hier gilt es, sich möglichst bald zu positionieren." Hintergrundinformationen Im Januar und Februar 2010 befragte das Marktforschungsinstitut forsa im Auftrag von Steria Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut 100 Führungskräfte aus 100 der größten Energieversorgungsunternehmen Deutschlands zu den Branchentrends sowie zu Strategien und Investitionszielen bis 2012. Die Entscheider repräsentieren die wichtigsten Gruppen der deutschen Energieversorgung: die Stadtwerke, die Regionalversorger und die vier großen Energiekonzerne. Befragt wurden vor allem Vorstandsvorsitzende und -mitglieder, Geschäftsführer, Leiter von Finanzen und Controlling, kaufmännische Leiter sowie Vertriebs- und Marketingleiter. forsa führte die Befragung in Form von Computer Assisted Telephone Interviews (CATI) durch. Quelle News aktuell

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