Fachkräftemangel ist Wachstumsbremse und führt zu Schäden in Milliardenhöhe

Hannover - Am 10. Dezember 2007 fand in Hannover der zweiten IT-Gipfel der Bundesregierung statt. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (beide CDU) nahmen 400 Fachleute aus Politik und Wirtschaft teil. Eines der Hauptthemen der Veranstaltung war der Mangel an Fachkräften. Um diesen Missstand zu beheben, forderte die Wirtschaft eine Lockerung im Zuwanderungsgesetz. Momentan sei die Lohnuntergrenze von 85.000 Euro im Jahr für ausländische IT-Spezialisten so gut wie nicht finanzierbar. Eine Lockerung bei der Zuwanderung lehnte die Kanzlerin allerdings strickt ab. Merkel strebt stattdessen die Qualifizierung der heimischen Fachkräfte an. Als Zugeständnis versprach sie jedoch, im kommenden Jahr zu prüfen, in welchen Bereichen der IT-Branche mehr Zuwanderer vonnöten sein. Wirtschaftsminister Michael Glos unterstrich die Haltung der Kanzlerin und wies auf die 3,5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland hin. Priorität müsse die "Qualifizierung der eigenen Leute" haben. Bitkom-Präsident August-Wilhelm-Scheer betonte hingegen die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologie für den deutschen Markt. Die Branche sei mittlerweile stärker als die Maschinen- und Autoindustrie. Trotzdem sei die Absolventenquote von IT-Fachkräften an Hochschulen um 30 Prozent zurückgegangen. Aus diesem Grund müssten bereits Projekte ins Ausland verlagert werden, was zu einem "volkswirtschaftlichen Schaden in Millionenhöhe" führe. Des Weiteren sei der Fachkräftemangel zu einer Wachstumsbremse geworden. Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern des IT-Gipfels dagegen bei der Bedeutung der Schulbildung für die IT-Branche. Angela Merkel versprach sich für eine Stärkung der naturwissenschaftlichen Fächer an Schulen und Universitäten einzusetzen. Genauso wie der Branchenverband Bitkom in Hannover, fordert auch der Verein Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein (DiWiSH) die Einführung von Informatik als Pflichtfach. Jüngst plädierte Herbert Jacobs, 2. Vorsitzender des DiWiSH, bei einer Podiumsdiskussion an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die frühzeitige Vermittlung von IT-Grundkenntnissen. Informatik-Unterricht würde Schlüsselkompetenzen, wie das strukturierte Lösen von Problemen oder das präzise Formulieren von Abläufen und Sachverhalten vermitteln. Im Vorfeld des IT-Gipfels hatte es Kritik an der Einladungspolitik der Bunderegierung gegeben. Keines der vielen kleinen und mittelständigen Unternehmen sei vertreten gewesen und das, obwohl gerade sie die Leistungskraft und Kreativität im IT-Bereich ausmachen würden. 2006 hatte der IT-Gipfel in Potsdam zum ersten Mal stattgefunden. Im kommenden Jahr will man sich voraussichtlich in Darmstadt treffen.

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