Wie baut man ein Start-Up nach Feierabend auf? - Gründungsunterstützung an der FH Kiel

Obwohl der Monat Dezember eher nicht für das Thema „Lust am Fahrradfahren“ steht, konnten Johannes Tiemeyer und René Bröcker als ehemalige Wirtschaftsinformatik-Studenten der Kieler Fachhochschule und Berufsakademie am 4. Dezember ihr Internet-Start-Up „BuyMyCycle“ vor vollen Rängen an der FH Kiel präsentieren. Die Idee, einen innovativen Marktplatz für gebrauchte Fahrräder zu etablieren, stieß bei den FH-Studierenden auf reges Interesse. Ziel des Start-Ups ist es, in Deutschland den größten Marktplatz für gebrauchte Fahrräder aufzubauen.
BuyMyCycle überzeugt mit speziellen Features
Zu den besonderen Features der Plattform zählen u.a. die Möglichkeit, den Zustand eines gebrauchten Fahrrades von einem autorisierten Händler bewerten zu lassen, die Rahmennummern der Räder registrieren zu lassen, um das Risiko, gestohlene Ware zu erwerben, zu reduzieren oder nach der Farbe eines Fahrrades zu suchen – eine Eigenschaft, die vor allem weiblichen Testkunden besonders wichtig ist. Eine besondere technische Finesse ist ebenfalls geplant - so arbeiten die Jungunternehmer auch daran, auf den Seiten der neuen Plattform mit Google Cardboard zu surfen – einer preisgünstigen Möglichkeit virtuelle Realität zu nutzen.

René Bröcker (links) und Johannes Tiemeyer (rechts) hinterließen bei den Studierenden einen professionellen Eindruck.
Foto: © FH Kiel

Auf Einladung von Prof. Dr. Jens Langholz und Prof. Dr. Doris Weßels folgten ca. 45 Studierende gebannt den Ausführungen der jungen Gründer. Johannes Tiemeyer arbeitet bei Google Deutschland, René Bröcker für die Vater Unternehmensgruppe. Parallel zu seiner Berufstätigkeit hat Herr Bröcker noch seinen Master in Wirtschaftsinformatik an der CAU gemacht. „Um nun nach Abschluss des Studiums Langeweile zu vermeiden, suchte ich eine neue Aufgabe. Warum nicht die Gründung eines Unternehmens?“, so René Bröcker.

Orientierung am Lean Management
Da beide Gründer weder über viel Zeit noch viel Geld verfügen, entschieden sie sich für eine Gründung nach dem „Lean Management“- Ansatz. Die Studierenden erfuhren, was sich hinter diesem Ansatz verbirgt und wie man vorgehen sollte, um möglichst effizient die gesteckten Ziele zu erreichen. Zu den Kernprinzipien des Lean Management zählen eine starke Orientierung an den Wünschen potenzieller Kunden, die Konzentration auf die eigenen Stärken, die Optimierung der Geschäftsprozesse sowie die Entwicklung eines Produktkerns, der die wesentlichen vom Kunden geforderten Eigenschaften realisiert und kontinuierlich verbessert werden kann. Zu schlanken Strukturen gehört auch die Fähigkeit, schnell Entscheidungen treffen zu können. So haben die beiden Gründer einen Passus in den Gesellschaftervertrag aufnehmen lassen, der die Abstimmung bei wichtigen Entscheidungen per Mail gestattet. So können wichtige Entscheidungen schnell, einfach und dennoch nachvollziehbar dokumentiert realisiert werden.

Nach Feierabend und am Wochenende programmieren die Gründer an ihrer Internetseite, knüpfen Kontakte zu Kooperationspartnern und schaffen die organisatorischen Strukturen, um im nächsten Frühjahr online zu gehen. Detailliert wurde erläutert, wie man möglichst „lean“ eine Internet-Plattform aufsetzt und welche Möglichkeiten bestehen, mit einem niedrigen Budget möglichst viele potenzielle Kunden der Zielgruppe zu erreichen. Dieser Ansatz ist gerade für Studierende oder junge Absolventen interessant, da ihnen meist nicht die Ressourcen zur Verfügung stehen, eine „große“ Lösung auf die Beine zu stellen. „Gigantische Investitionen in Start-Ups seien keine Garantie für langfristigen Erfolg“, so Johannes Tiemeyer. Die Entwicklung einer schlanken Lösung mit Skalierungspotenzial halten beide Gründer für ebenso erfolgversprechend, möglicherweise sogar für nachhaltiger, da von Anfang an die innere Logik der Geschäftsidee stimmen müsse, um das Budget zu schonen.

Der Weg zum erfolgsversprechenden Online-Marketing
Johannes Tiemeyer erläuterte anschaulich, wie das Online-Marketing ihres Unternehmens strukturiert wurde. Dabei kommen unterschiedliche Tools wie Google Adwords, Google Analytics, der Google Tag Manager oder doubleclick search zum Einsatz, um potenzielle Kunden mit dem höchsten Wirkungsgrad zu erreichen. Gemeinsam mit den Studierenden wurden Ideen gesammelt, über welche Kanäle generell Kunden gewonnen werden können. Neben Social Media wurden von den Studierenden auch Kommunikationsmaßnahmen über Zeitungen und das Radio vorgeschlagen. Die Gründer erklärten, warum die Streuverluste bei Zeitungswerbung viel höher sind als beim Online-Marketing und wie mit dem gleichen Budget eine deutlich größere Zahl an potenziellen Kunden erreicht werden kann. Die Studierenden waren nicht nur von den Inhalten des Vortrags begeistert, sondern auch von der Souveränität der Referenten sehr beeindruckt.

Anschließend an die etwa 90-minütige Vorstellung des Start-Ups gab es bei Kaffee und Schnittchen – gesponsert von DiWiSH – reichlich Gelegenheit, die Inhalte des Vortrags direkt mit den jungen Unternehmensgründern zu diskutieren. Und auch hier überraschten die gründungsaffinen Studierenden mit weiteren spannenden Ansätzen. Die Veranstalter zeigten sich hoch erfreut von der positiven Signalwirkung des StartUp Office-Ansatzes und dem spürbar boomenden Gründungsklima an der FH Kiel. Eine Fortführung derartiger Veranstaltungen ist geplant.

Kontakt
Prof. Dr. Doris Weßels
Sokratesplatz 2
24149 Kiel
Tel.: 0431.210 3519
Fax: 0431.210 63519
E-Mail: doris.wessels@fh-kiel.de
Web: www.fh-kiel.de

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