Mitgliederbefragung: Gute Noten für DiWiSH
Im Sommer 2013 wurde DiWiSH von Wirtschaftsinformatik-Studenten der Fachhochschule Kiel evaluiert, die sich in dem Forschungsprojekt „Wissensmanagement und Netzwerke“ mit Netzwerken als Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein befasst haben. Zahlreiche Mitgliedsunternehmen haben an der Befragung teilgenommen, vielen Dank für die überdurchschnittlich hohe Beteiligung.
Untersucht wurden insbesondere vier Forschungsfragen:
- Welche Rolle spielen Fachgruppen für die Entwicklung des Netzwerks?
- Welche Rolle spielen Kooperationen und Konkurrenzsituationen bei der Zusammenarbeit im Netzwerk?
- Welchen Nutzen könnte ein übergreifendes Clustermanagement bieten?
- Welche Aspekte sind als Erfolgsfaktoren des Netzwerks der DiWiSH auszumachen?
Wir vom Clustermanagement haben uns sehr gefreut, dass von unabhängiger Seite die Aktivitäten des Clusters anaylsiert werden. Und natürlich haben wir mit Spannung auf die Ergebnisse gewartet, die die Befragung der DiWiSH-Mitglieder ergeben würde. Mit der Evaluation haben wir Anregungen erhalten, in welchen Bereichen unsere Angebote weiterentwickelt werden könnten. Aber vor allem bestätigt uns die sehr positive Beurteilung des Clusters in unserem täglichen Handel.
Im Folgenden möchten wir Ihnen nun die wichtigsten Ergebnisse vorstellen.
Aus dem Evaluationsbericht
Die Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein (DiWiSH), setzt sich zusammen aus dem Clustermanagement und dem Verein DiWiSH e. V. Gemeinsam wird das Ziel verfolgt, den Technologiestandort Schleswig-Holstein zu stärken, insbesondere durch Unterstützung von Unternehmen der IT- und Medienbranche. Unternehmer, Wirtschaftsförderer, Wissenschaftler und Privatpersonen nutzen die Mitgliedschaft im Verein um sich auszutauschen und die digitale Wirtschaft im Land aktiv mitzugestalten. Zur Erfüllung dieser Aufgaben werden durch das Clustermanagement Veranstaltungen, Seminare und Workshops durchgeführt, Newsletter herausgeben und mehrere Webseiten wie diwish.de und kosse-sh.de Zu den Zielen zählen auch das Anregen von Kooperationen mit anderen Branchen und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Herausforderung
Die digitale Wirtschaft ist als Wirtschaftszweig in Schleswig-Holstein durch eine große Anzahl eher kleiner und mittelständischer Unternehmen geprägt. Sie ist für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein aufgrund seines Einflusses auf alle anderen Wirtschaftszweige bedeutend, denn Informations- und Kommunikationstechnologien haben als Querschnittstechnologien das Potenzial branchenübergreifend Innovationstreiber zu sein. Die geringe Größe vieler Unternehmen erfordert das Eingehen von Kooperationen um größere Projekte bewältigen zu können. Außerdem gilt es in einer technologiegetriebenen Branche neue Entwicklungen möglichst frühzeitig zu erfassen, wobei hierzu ausreichende Kapazitäten erforderlich sind. Für das Clustermanagement Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein resultiert die Herausforderung, gezielt eine interorganisationale Vernetzung der Branche voranzutreiben und somit sowohl einzelne Unternehmen zu unterstützen, als auch den gesamten Wirtschaftsstandort zu stärken.
Forschungsziel und Vorgehensweise
Folgende Forschungsfragen standen im Fokus der Evaluation:
- Welche Rolle spielen Fachgruppen für die Entwicklung des Netzwerks?
- Welche Rolle spielen Kooperationen und Konkurrenzsituationen bei der Zusammenarbeit in dem Netzwerk?
- Welche Aspekte sind als Erfolgsfaktoren des Netzwerks der DiWiSH auszumachen?
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden als Forschungsmethoden Experteninterviews und Online-Befragungen herangezogen. In den Experteninterviews wurden das DiWiSH-Clustermanagement und Vorstandsmitglieder des DiWiSH e.V. befragt. Zudem sollten externe Experten aus dem Bereich Wirtschaftsförderung das Netzwerk beurteilen. Durch die Online-Befragung sollten die Einschätzungen möglichst vieler DiWiSH-Vereinsmitglieder erfasst werden.
Ergebnisse der Untersuchung
Die aus den Interviews und der Mitgliederbefragung gewonnenen Daten und Erkenntnisse werden hier in konzentrierter Form dargestellt. Die Online-Befragung erfolgte im Zeitraum vom 21.05.2013 bis zum 05.06.2013 und erhielt insgesamt einen Rücklauf von 36 vollständigen Antworten. Weitere elf Teilnehmer haben den Fragebogen teilweise ausgefüllt.
Bedeutung von Fachgruppen für das Netzwerk
Um zu überprüfen, inwiefern das Fachgruppenangebot den Mitgliedern bekannt ist, wurden diese hierzu befragt. Insgesamt 89 % der Befragten kennen das Fachgruppenangebot der DiWiSH. 86 % haben bereits an einer Fachgruppenveranstaltung teilgenommen. Die Zufriedenheit mit der Teilnahme an einem Fachgruppentreffen ist überwiegend hoch.
Abbildung 1: Zufriedenheit mit den Fachgruppenveranstaltungen
In den Befragungen wurde zudem festgestellt, dass auch Vorstand und Clustermanagement die Fachgruppen als wichtiges Element der Netzwerkarbeit sehen. Dort treffen sich die Mitglieder und tauschen sich aus. Der persönliche Kontakt spielt bei diesen Zusammenkünften neben der fachlichen Komponente der Vorträge eine zentrale Rolle.
Die Fachgruppen Online-Marketing, Recht und Projektmanagement werden von den befragten Personen am häufigsten besucht. In diesen Fachgruppen ist die Verteilung der Branchen, aus denen die Teilnehmer kommen, sehr ausgeglichen. Die in den Fachgruppen behandelten Querschnittsthemen sind folglich für Unternehmen aller Branchen besonders relevant. Daneben haben die Teilnehmer den Wunsch nach weiteren Fachgruppen geäußert. Konkret wurde eine Fachgruppe für das E-Commerce vorgeschlagen, aber auch technische Themen wie Serversicherheit sind gewünscht. Dazu hat das Clustermanagement das E-Commerce-Expertentreffen und die Fachgruppe IT-Security eingerichtet, die sich erstmals am 19. Mai 2014 treffen wird.
Bedeutung von Konkurrenz und Kooperation
Aus der Zusammensetzung des Netzwerks, das durch den eindeutigen Branchenbezug als weitgehend homogene Gruppe angesehen werden kann, ergibt sich die Frage nach der Bedeutung von Konkurrenz. Eines der Ziele der DiWiSH ist der Know-how-Transfer. Wird nun dieser partnerschaftliche Anspruch direkten Konkurrenzsituationen verschiedener Unternehmen gegenübergestellt, stellt sich die Frage nach der Kooperationsbereitschaft der Mitgliedsunternehmen. Um eine Antwort auf diese Fragestellung zu erhalten, wurden die Teilnehmer der Befragung zunächst gefragt, ob unmittelbare Konkurrenten ebenfalls Mitglied im Netzwerk sind. Die Befragung ergab, dass für den überwiegenden Teil von 47 % der Befragten Konkurrenten im Netzwerk vorhanden sind. Dies stützt die Annahme der weitgehenden Homogenität der Mitglieder.
Abbildung 2: Netzwerkpartner als unmittelbare Konkurrenten
Auf die Frage ob die unmittelbare Konkurrenzsituation eine Auswirkung auf die Netzwerkarbeit der Befragten hat, äußerten lediglich zwölf Prozent Bedenken aufgrund der Konkurrenzsituation.
Aus diesen Antworten lässt sich schließen, dass Konkurrenzdenken bei der Teilung von Wissen im Netzwerk eine untergeordnete Rolle spielt. Ergänzend lassen sich hier die Ergebnisse der Interviews anführen. Weder Vorstand noch Clustermanagement sehen Probleme aufgrund von Konkurrenzsituationen. Unternehmen, die dem Verein beitreten, haben in der Regel ein starkes Verständnis für die nötige Kooperationsbereitschaft bei der Netzwerkzusammenarbeit.
Zur Überprüfung der Kooperationsbereitschaft zwischen DiWiSH-Mitgliedern wurde nach bereits durchgeführten Kooperationen gefragt. Etwas mehr als ein Drittel der Befragten haben demnach schon einmal mit einem anderen Netzwerkmitglied kooperiert.
Abbildung 3: Kooperation mit anderen DiWiSH-Mitgliedern
Hierbei zeigte sich, dass die eingegangenen Partnerschaften als durchweg positiv wahrgenommen wurden. Abbildung 3 veranschaulicht deutlich, dass keiner der Befragten insgesamt negative Erfahrungen mit einer Kooperation mit einem anderen Vereinsmitglied gemacht hat. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in den Antworten auf die Frage, ob man erneut mit einem DiWiSH-Mitglied kooperieren würde, wider. Alle Befragten würden eine Partnerschaft wiederholen. Aus den Interviews ging hervor, dass bei der Ausgestaltung von Kooperationen nicht nur unternehmerische Zusammenarbeit, beispielsweise bei der Zusammenarbeit in einem Projekt, zu erwähnen ist. Auch der informelle Austausch über administrative und organisatorische Belange spielt eine Rolle. So kooperieren Unternehmen einer ähnlichen Branche im Rahmen von Beschaffungsentscheidungen für Standardsoftware, in dem sie sich über Lizenzmodelle und Beschaffungsmodalitäten austauschen. Auch bei der Akquirierung von Personal können gegenseitige Erfahrungen ausgetauscht werden, sofern ein anderes Unternehmen über entsprechendes Wissen verfügt.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Konkurrenz im Netzwerk eine untergeordnete Rolle spielt. Entscheidet ein Unternehmen sich für den Eintritt in das Netzwerk, hat es bereits eine kooperationsorientierte Grundhaltung. Unternehmen, die Bedenken aufgrund von Wissensabfluss haben, meiden daher schon den Eintritt. Die hohe Zufriedenheit mit Kooperationen unter DiWiSH-Mitgliedern lässt vermuten, dass die Mitgliedschaft eine grundlegende gemeinsame Basis zur Initiierung einer Kooperation bieten kann. Aufgrund der kooperationsorientierten Grundhaltung der Unternehmen kann eine Partnerschaft auf gemeinsame Werte und Ziele bauen. Es signalisiert eine gegenseitige Bereitschaft, Wissen einander zugänglich zu machen und zu teilen.
Im Folgenden wurden die DiWiSH-Mitglieder zu weiteren Netzwerkmitgliedschaften befragt. Dabei wurden die in der WTSH angesiedelten Cluster explizit zur Auswahl gestellt. Die Auswertung in Abbildung 9 zeigt, dass mehrere DiWiSH-Mitglieder sich bereits in einem anderen Netzwerk engagieren. Hervorzuheben ist hier das Maritime Cluster Norddeutschland mit fünf Nennungen. Unter dem Punkt „Andere“ konnten die Befragten weitere Netzwerkmitgliedschaften eintragen. Hier wurden unter anderem der Arbeitskreis ITK & Neue Medien der IHK Lübeck sowie das Hamburger DiWiSH-Pendant Hamburg@Work genannt.
Abbildung 4: Netzwerkmitgliedschaften abseits der DiWiSH
Anschließend wurde die Frage nach einer bereits erfolgten Kooperation gestellt. Hier gaben 28 % der Befragten an, bereits Partnerschaften mit Unternehmen anderer Cluster eingegangen zu sein. Diejenigen Teilnehmer, die bisher noch nicht clusterübergreifend kooperiert haben oder keine Kenntnis von solch einer Zusammenarbeit haben, zeigen sich zu einem überwiegenden Teil an diesen Kooperationen grundsätzlich interessiert.
Mit Hilfe dieser Fragen konnte aufgezeigt werden, dass es bereits vereinzelt Kooperationen über Clustergrenzen hinweg gab. Es gibt sogar DiWiSH-Mitglieder, die sich gezielt einem weiteren Cluster angeschlossen haben und dort ebenfalls Netzwerkarbeit betreiben. Die Auswertung zeigt auch, dass die DiWiSH-Mitgliedschaft allein nicht der Schlüssel für die Initiierung von clusterübergreifenden Kooperationen ist. Dennoch bleibt positiv festzuhalten, dass die Mitglieder der DiWiSH grundsätzlich interessiert an diesen Partnerschaften sind. Offensichtlich sehen sich die DiWiSH-Unternehmen in der Lage, für die Unternehmen der übrigen Cluster attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können. Dies unterstreicht die Eigenschaft der digitalen Wirtschaft als Querschnittsbranche.
Identifizierte Erfolgsfaktoren des Netzwerks
Aus der bisherigen Auswertung der qualitativen und quantitativen Befragung lassen sich bereits einige Erfolgsfaktoren des Netzwerks ableiten. So konnte nachgewiesen werden, dass Fachgruppen eine wichtige Rolle in der Netzwerkarbeit spielen. Die hohe Zufriedenheit mit diesen Veranstaltungen spiegelt wider, dass Mitglieder diese Form des Angebots gerne nutzen. Als Platz für persönlichen Austausch bietet diese Plattform eine gute Basis.
Auch die Kooperationsbereitschaft unter den Mitgliedern ist als Erfolgsfaktor zu nennen. Diese Schlussfolgerung lässt sich mit weiteren Daten aus der Mitgliederbefragung untermauern. Abbildung 5 zeigt weitere Erfolgsfaktoren. Ein Großteil der Befragten ist der Meinung, dass im Netzwerk eine große Offenheit für Wissensaustausch herrscht. Der überwiegende Teil der Befragten sieht zudem das Netzwerkziel als klar formuliert. Die Mitglieder sehen also ein gemeinsames Ziel und haben das Gefühl an einem Strang zu ziehen.
Daneben nimmt die Arbeit des Clustermanagements ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Die Befragung zeigt, dass ein hohes Vertrauen in das Clustermanagement herrscht. Auch bei der Zufriedenheit mit der Arbeit des Clustermanagements zeigen sich in Abbildung 5 überwiegend positive Eindrücke.
Abbildung 5: Zufriedenheit mit der Arbeit des Clustermanagements
Diese Eindrücke werden durch die Interviews bestätigt. Der Vorstand schätzt die Arbeit des Clustermanagements sehr hoch ein. Es wird allgemein anerkannt, dass das Clustermanagement wichtig für das gesamte Netzwerk ist. Bei einer Personalausstattung von 2,5 Stellen werden nach Meinung der Interviewpartner sehr viele Leistungen angeboten, was sich beispielsweise in der hohen Zahl an durch das Clustermanagement organisierten Veranstaltungen zeigt.
Systematische Förderung von Kooperationen
Wie die Forschungsergebnisse zeigen, sind Kooperationen ein wesentliches Motiv von Unternehmen für eine DiWiSH-Mitgliedschaft, daher gilt es den Mitgliedern vor allem diesbezüglich weitere Vorteile zu bieten. Ein Ansatz wäre die systematische Förderung von Kooperationen durch die Implementierung einer Plattform zur effektiveren Vermittlung von Kooperationspartnern. Diese Plattform sollte DiWiSH-Mitglieder auf Grundlage von Fähigkeiten und Bedürfnissen vernetzen. Dazu hat das Clustermanagement eine Mailingliste und ein Wiki eingerichtet, das den Mitgliedern direkten Kontakt untereinander ermöglicht.
Bei der Umsetzung könnte ein Bereich zur Unternehmensvorstellung und ein Bereich zur stichwortartigen Darstellung der jeweiligen Fähigkeiten bzw. der Geschäftsfelder in dem das Unternehmen tätig ist, vorgesehen werden. Anhand von Fähigkeiten wäre dann eine Suche nach Kooperationspartnern möglich. Die Suchergebnisse könnten neben der ausführlichen Unternehmensvorstellung auch direkt Ansprechpartner präsentieren. Aus dem Aufbau einer solchen Plattform könnte sich eine Win-Win-Situation ergeben. Einerseits würde die DiWiSH ihren Mitgliedern durch die Eintragung einen Mehrwert bieten, denn diese könnten über die Plattform Aufträge generieren, was weitere Unternehmen zur Mitgliedschaft bewegen könnte. Andererseits würde die Plattform den Unternehmen ein effizientes Auffinden von Kooperationspartnern ermöglichen. Die Suche nach Kooperationspartnern sollte auch Nicht-Mitgliedern gestattet werden, insbesondere um auch branchenübergreifende Kooperationen anzuregen. Weitere Details, wie eine Bewertung von Kooperationspartnerschaften, eine ausschließliche Vermittlung bei übereinstimmenden Bedürfnissen zweier Unternehmen oder eine Einbindung von Veranstaltungen zum direkten Kommunikation könnten ebenfalls berücksichtigt werden.
Ein Anfang ist die Mitgliederdatenbank, die seit dem Relaunch der DiWiSH-Website im August 2013, Mitgliedern die Möglichkeit bietet sich intern und extern zu präsentieren und auch als Dienstleister gefunden zu werden.