BITKOM fordert zum IT-Gipfel: Investitionsstau bei öffentlichen Hightech-Projekten auflösen

Die Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs halten sich in der deutschen Hightech-Industrie bislang in Grenzen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die der BITKOM im Vorfeld des 3. Nationalen IT-Gipfels veröffentlicht hat. In der repräsentativen Untersuchung wurden in der vergangenen Woche 352 ITK-Unternehmen befragt, darunter Hardware-Hersteller, Software-Firmen und Telekommunikationsdienstleister. 72 Prozent der Firmen spüren bislang keine Auswirkungen der Krise. Demgegenüber geben 27 Prozent der Unternehmen an, dass sie wegen des allgemeinen Abschwungs weniger umsetzen bzw. weniger Aufträge bekommen als erwartet. Für 2009 sieht eine knappe Mehrheit der Firmen keinen Anpassungsbedarf ihrer Prognosen. Allerdings korrigieren immerhin 43 Prozent der Unternehmen ihre Umsatzprognosen für das kommende Jahr nach unten. „Die deutsche Hightech-Industrie sieht auch in Zeiten des konjunkturellen Abschwungs Chancen für innovative Technologien“, kommentierte BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer die Umfrageergebnisse. „Die gesamte Wirtschaft hat das Ziel, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Der Innovationstreiber ITK spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht besser zu werden und Kosten zu senken.“ Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage forderte der BITKOM die Politik auf, Hightech-Projekte der öffentlichen Hand zu beschleunigen. BITKOM beziffert den Investitionsstau in Verwaltung, Gesundheitssystem und Bildungswesen auf insge-samt rund 8 Milliarden Euro. Scheer. „Der IT-Gipfel wird zeigen, wie die BITKOM-Branche Wirtschaft und Verwaltung leistungsfähiger machen kann.“

Die BITKOM-Umfrage zeigt, dass die einzelnen Segmente der ITK-Branche unterschiedlich stark von der allgemeinen Konjunkturkrise betroffen sind. Hardwarehersteller spüren die Folgen der Krise unmittelbarer, Softwarehäuser und IT-Dienstleister zeigen sich vergleichsweise robust. Scheer: „Die aktuelle Phase und der Jahreswechsel werden für einige Unternehmen turbulent. Mit einem branchenweiten Einbruch müssen wir aber nicht rechnen, auch nicht im Jahr 2009.“ Bei Software und IT-Dienstleistungen erwartet BITKOM weiterhin Wachstum, in den meisten anderen Segmenten Umsatzrückgänge. Die Rückgänge seien allerdings nicht nur der Finanzkrise geschuldet, sondern hätten ebenso mit dem anhaltenden, massiven Preisverfall bei Endgeräten und Telefondiensten zu tun.

„Die Krise anderer Sektoren bietet für die BITKOM-Branche auch Chancen“, sagte Scheer. ITK wird eingesetzt, um gerade in schwierigen Zeiten Kosten zu senken, innerhalb des Unternehmens effizienter zusammenzuarbeiten, besser mit Kunden und Partnern zu kommunizieren. Dies erkläre auch, weshalb gerade jetzt im Markt eine besondere Aufnahmebereitschaft und Offenheit für neue Themen zu finden sei. Dabei geht es z.B. um Collaboration und Unified Messaging, um SOA und Software as a Service.

Daher haben die konjunkturellen Turbulenzen auf die Personalplanung der IT-Unternehmen zurzeit nur geringe Auswirkungen. 75 Prozent der Firmen sehen keinen Anlass für personelle Anpassungen. 14 Prozent stellen Neueinstellungen auf den Prüfstand und bei 9 Prozent gibt es einen Einstellungsstopp. Nach einer BITKOM-Umfrage vom September gibt es aktuell zehntausende offener Stellen für IT-Experten in der deutschen Wirtschaft. Scheer: „Die Jobaussichten für ITK-Spezialisten sind nach wie vor sehr gut und sie werden auch sehr gut bleiben.“

Der BITKOM spricht sich in Anbetracht der aktuellen konjunkturellen Lage für eine konsequente Modernisierung der öffentlichen Verwaltungen, des Gesundheitssystems und des Bildungswesens aus. „Jetzt ist die Gelegenheit, ohnehin notwendige und vielfach überfällige Investitionen in die Hightech-Infrastruktur von Bund, Ländern und Kommunen zu tätigen“, sagte Scheer. Damit könne die öffentliche Hand zusätzliche Impulse setzen. „Das Gesundheitssystem befindet sich hinsichtlich der Datenverarbeitung noch in der Steinzeit“, sagte Scheer. Die elektronischen Gesundheitskarte komme drei Jahre später als geplant und nur in einer abgespeckten Version, die den Patienten kaum einen Mehrwert biete. Neben neuen Anwendungen für die Gesundheitskarte fordert der BITKOM, den neuen Personalausweis mit einer elektronischen Signatur auszurüsten. „Die Folge wäre ein echter Quantensprung in der Kommunikation zwischen Bürger und Staat“, sagte Scheer. Damit könne man die meisten Behördengänge bequem am heimischen Computer erledigen. Als weitere öffentliche Hightech-Projekte nannte Scheer den bislang schleppenden Ausbau des digitalen Behördenfunks sowie eine bessere Ausstattung der Schulen mit neuen Medien.

Deutliche Kritik übt der BITKOM am Konjunkturpaket der Bundesregierung. Bei den geplanten steuerlichen Anreizen werden Anbieter von Software und IT-Diensten laut BITKOM systematisch ausgegrenzt. Die Bundesregierung plant unter anderem die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter, um Investitionen in der Wirtschaft anzuregen. Da immaterielle Güter wie Software nicht dazu zählen, profitieren sie nicht von der Förderung. Investitionen in Software und damit verbundene IT-Dienste sollten gemäß BITKOM den Investitionen in Maschinen, Geräte oder Fahrzeuge steuerlich gleichgestellt werden. Bei IT-Projekten fließe der Großteil der Mittel heute nicht mehr in die Hardware, sondern in Anwendungen. Der BITKOM setzt sich zudem für eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft ein.

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